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Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Fokusgruppendiskussionen zur Wahrnehmung des Genome Editings (Crispr/Cas)

Projekt

Ernährung und Verbraucherschutz

Dieses Projekt leistet einen Beitrag zum Forschungsziel 'Ernährung und Verbraucherschutz'. Welche Förderer sind dazu aktiv? Welche Teilziele gibt es dazu? Schauen Sie nach:
Ernährung und Verbraucherschutz


Förderkennzeichen: BfR-RIKO-08-042017
Laufzeit: 01.11.2016 - 31.01.2017
Forschungszweck: Bestandsaufnahme & Abschätzung

Vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit gentechnischen Verfahren im Pflanzen- und Lebensmittelbereich und der Nähe des Genome Editings zur Gentechnik (siehe Fußnoten) muss frühzeitig untersucht werden, welche Einstellung Verbraucherinnen und Verbraucher zu diesen Verfahren haben bzw. voraussichtlich zu diesen Verfahren entwickeln werden. Damit wird berücksichtigt, dass die Risikowahrnehmung in der Bevölkerung eine entscheidende Rolle dabei spielt, inwieweit Risiko- oder Nutzenaspekte einer neuen Technologie in der Gesellschaft zum Tragen kommen können. Es muss daher ermittelt werden, wie Genome Editing und die damit verbundenen, künftigen Anwendungen in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, von welchen technologie-, kontext- und verbraucherspezifischen Faktoren die Wahrnehmung abhängt und welche Schlussfolgerungen sich daraus für die Ausgestaltung der Risikokommunikation des BfR zu diesem Thema ergeben. Das Projekt hat zum Ziel, zu ermitteln, ob und welche Einschätzungen zu dem neuen Verfahren in der Gesellschaft vorhanden sind. Dazu sind folgende Fragestellungen mittels Fokusgruppen mit Verbraucherinnen und Verbrauchern zu untersuchen: Was wissen Verbraucherinnen und Verbraucher derzeit über Genome Editing? Wird Genome Editing eher unter Risiko- oder eher unter Nutzenaspekten wahrgenommen? Wie beeinflusst das Wissen über Genome Editing die Bewertung dieses Verfahrens? Die Bewertung und Akzeptanz von Genome Editing in der Öffentlichkeit wird stark davon abhängen, in welchen Kontext dieses Verfahren gestellt wird und welche Analogien gezogen werden. Hier ist insbesondere die Verbindung zur Gentechnik relevant. Wie wird Genome Editing insgesamt geframed? Werden Lebensmittel in diesem Kontext als gentechnisch verändert definiert? Und gibt es Unterschiede zwischen den Anwendungskontexten (z.B. Bakterien, Pflanzen bzw. Landwirtschaft, Medizin)? Welche Informationen wünschen sich Verbraucherinnen und Verbraucher zu Genome Editing und den möglichen Anwendungen (z.B. Kennzeichnung im Lebensmittelbereich)? Lassen sich aus den Fokusgruppen Aussagen darüber ableiten, welche Faktoren die Risikowahrnehmung von Verbraucherinnen und Verbrauchern beeinflussen und in welche Richtung sich die öffentliche Meinung einwickeln wird? Aus den Ergebnissen sollen Strategien für eine frühzeitige, transparente und verständliche Kommunikation abgeleitet werden, die zugleich die Komplexität des Themas berücksichtigt.

Bekanntheit
Während die meisten Teilnehmenden von konventioneller Gentechnik schon etwas gehört haben, ist die neue Methode Genome Editing derzeit kaum einem Teilnehmenden ein Begriff.

Unterschiede zur konventionellen Gentechnik
Rein rational werden Unterschiede zur konventionellen Gentechnik wahrgenommen und können benannt werden: Die neue Methode enthält demnach keine fremde DNA, arbeitet mit einem neuartigen Enzym, ist schneller, günstiger und ermöglicht ein gezielteres Vorgehen.


Bewertung der Natürlichkeit
Die Teilnehmenden sind sich einig, dass Lebensmittel, die mit Genome Editing erzeugt wurden, nicht natürlich sind.

Bewertung von Genome Editing
a) Positive Bewertung Die rote Gentechnik, also die Anwendung konventioneller gentechnischer Verfahren im medizinischen Bereich, erfährt bei den Teilnehmenden große Akzeptanz. So wird auch der größte Nutzen von Genome Editing im medizinischen Bereich gesehen und dort insbesondere bei der Verhinderung von Erbkrankheiten
b) Neutrale Bewertung
In Relation zu anderen Veränderungen an Lebensmitteln wird Genome Editing vereinzelt als unproblematischer angesehen. Die Begrenzung auf Pflanzen ist dabei jedoch wichtig.
c) Negative Bewertung
Es bestehen Bedenken, dass Genveränderungen in Lebensmitteln in den eigenen Organismus gelangen können – mit unklaren Folgen auch für spätere Generationen. Nach aktuellem Forschungsstand sind keine Aussagen über etwaige Langzeitwirkungen möglich, was bei den Teilnehmenden Ängste erzeugt. Manche sehen die Gefahr des Missbrauchs, da jede neue Technik zweiseitig genutzt werden kann. Große Sorgen bereitet auch die fehlende Nachweisbarkeit der Anwendung von Genome Editing (z.B. im Lebensmittelbereich).

Kennzeichnung
Lebensmittel, die mit Genome Editing erzeugt wurden, sollen aus Sicht der Teilnehmenden gekennzeichnet sein, da Transparenz die Vorrausetzung für eine informierte Entscheidung ist.

Kaufbereitschaft
Die Kaufbereitschaft für Lebensmittel, die mittels Genome Editing modifiziert wurden, ist gering, auch bei einem günstigeren Preis.

Akzeptanz der Anwendung von Genome Editing im medizinischen Bereich
Trotz bestehender Vorbehalte ist der Einsatz von Genome Editing im medizinischen Bereich für die Mehrheit der Befragten akzeptabel – insbesondere bei einer möglichen eigenen Betroffenheit.

Handlungsempfehlungen: Rahmenbedingungen von Risikokommunikation
Da Genome Editing als eine Form der Gentechnik eingeordnet wird, kann grundsätzlich auf die Erfahrungen in der Kommunikation zur konventionellen Gentechnik zurückgegriffen werden. Da bei den Teilnehmenden eine generelle Ablehnung des Themas vorherrscht, sollte Kommunikation von öffentlicher Seite die Bedenken der Bevölkerung ernst nehmen, um glaubwürdig zu wirken.

Inhalte der Risikokommunikation
Da die Ursache der Ablehnung in der Wahrnehmung möglicher gesundheitlicher Risiken bei gleichzeitig fehlendem individuellem Nutzen liegt, sollte eine Kommunikationsstrategie diese beiden Themenfelder behandeln:

Medien und Zielgruppen
Eine generelle öffentliche Aufklärung über die Methode sollte initiiert werden. Das Thema Genome Editing ist derzeit noch nicht breitenwirksam bekannt. Es besteht daher die Chance, über eine massenmediale Informationskampagne das Thema erstmalig zu positionieren. Um die Zielgruppe der aktiv Informationssuchenden zu versorgen, sollte eine Themenwebseite mit objektiven, verständlichen Informationen erstellt werden.

Kennzeichnung und Regulation
Da die Teilnehmenden der Fokusgruppen eine Kennzeichnungspflicht für entsprechend modifizierte Lebensmittel fordern, sollte eine Lösung analog zur konventionellen Gentechnik angestrebt werden. Von den Teilnehmenden der vorliegenden Befragung wird auch eine strenge Regulation von Genome Editing durch die zuständigen Behörden analog zur konventionellen Gentechnik erwartet. Der Einsatz in der Medizin wird seitens der Teilnehmenden weitgehend als unbedenklich bzw. positiv gesehen. Hier bedürfe es allenfalls einer Regulation zur Verhinderung von Missbrauch.

Forschung
Die langfristigen Folgen von Genome Editing sollten nach Ansicht der hier Befragten näher untersucht werden, um mögliche Risiken auszuschließen oder einzugrenzen und dies glaubhaft kommunizieren zu können.

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