Logo des Forschungsinformationssystems Agrar und Ernährung

Forschungsinformationssystem Agrar und Ernährung

Informationsportal des Bundes und der Länder

Gestaltung der Eigenschaften expandierter stärkebasierter Produkte mittels Hochgeschwindigkeitsextrusion auf der Grundlage einer neuronumerischen Prozessführungsstrategie

Projekt

Ernährung und Verbraucherschutz

Dieses Projekt leistet einen Beitrag zum Forschungsziel 'Ernährung und Verbraucherschutz'. Welche Förderer sind dazu aktiv? Welche Teilziele gibt es dazu? Schauen Sie nach:
Ernährung und Verbraucherschutz


Förderkennzeichen: AiF 332 ZN
Laufzeit: 01.01.2009 - 31.12.2012
Fördersumme: 892.850 Euro
Forschungszweck: Angewandte Forschung

Die Kochextrusion expandierter (poröser) stärkebasierter Produkte in der Lebens-, Futtermittelund Verpackungsindustrie birgt Potenziale durch reduzierte Prozesskosten, hohe Hygienestandards und konsumentenorientierte Produkte von hohem ‚Convenience’-Grad. Der jährliche Umsatz mit diesen Produkten ist daher stark steigend. Trotz intensiver Forschungsarbeiten seit den 70er Jahren beruht die Entwicklung der Produkte aber immer noch hauptsächlich auf empirischem Wissen und den Erfahrungen der Mitarbeiter. Prozessbedingte Produktveränderungen, wie Textur, Knackigkeit oder Rehydratationsvermögen, die insbesondere durch das Expansionsverhalten der Produkte beeinflusst werden, lassen sich im Wesentlichen nur experimentell bestimmen. Dadurch werden in der Entwicklungsphase Ressourcen gebunden. Kritisch ist insbesondere der Einsatz neuer, unbekannter Rohstoffe (z. B. ernährungsphysiologisch wertvoller Mehle/Grieße mit hohen Faseranteilen und der Einsatz thermomechanisch labiler Inhaltsstoffe, wie sekundärer Pflanzenstoffe) oder das Arbeiten in bislang nicht genutzten Prozessparameterfenstern, wie sie die Hochgeschwindigkeitsextrusion, eine innovative, in der Kunststoffverarbeitung bereits genutzte Technologie bietet. Stabile Produktionsprozesse werden bei solch neuen Randbedingungen nur mit hohem materiellem und zeitlichem Aufwand erreicht. Fehlendes grundsätzliches Prozessverständnis, die Unzugänglichkeit vieler wichtiger Prozessgrößen, die – im Gegensatz zu in der chemischen Industrie eingesetzten Kunststoffen – deutlich höhere mechanische Sensitivität der Biopolymermoleküle (insbesondere des Amylo- AiF 332 ZN 2 pektins) und ein hoher Grad an Wechselwirkungen zwischen Rohstoff-, Maschinen- und Prozessparametern erlaubten es bis heute nicht, intelligente Prozessführungsstrategien zu implementieren und diese für zielgerichtete Produktentwicklungen oder eine Erweiterung des nutzbaren Prozessparameterfensters einzusetzen. Selbst für konventionelle Extrusionsprozesse ist daher eine gezielte Prozessauslegung für gewünschte Produkteigenschaften schwierig. Eine Extrapolation hin in bislang unbekannte Prozessparameterbereiche ist heute unmöglich. Daher stoßen Apparatebau und Lebensmittelwirtschaft auf hohe Schwierigkeiten bei der Einführung innovativer Extrusionstechnologien aus der Kunststoff- in die Lebensmittelverarbeitung. Die in der chemischen Industrie seit über 10 Jahren eingeführten Hochgeschwindigkeitsextruder arbeiten mit Drehzahlen bis 1.800 min-1 statt der heute üblichen max. 400 - 650 min-1, wobei sowohl das spezifische Drehmoment als auch das freie Schneckenvolumen vergrößert wurden. Dies ermöglicht bei nahezu gleichen Investitionskosten eine Durchsatzerhöhung auf das bis zu Vierfache und damit eine Produktivitätssteigerung und Betriebskostenreduktion. In der Lebensmittelindustrie wird v. a. ein Verlust an Produktqualität durch eine erhöhte mechanische Beanspruchung der Produkte befürchtet, wobei keinerlei belastungsfähige Daten vorliegen. Die benötigten aufwändigen Versuche zur Analysen der Auswirkung der neuen Prozessparameter auf das Expansionsverhalten stärkebasierter extrudierter Produkte, deren molekulare Zusammensetzung und wichtige konsumentenrelevante Eigenschaften, haben multinationale Lebensmittelkonzerne gerade begonnen. Kleinere und mittlere Unternehmen (KmU) können den hierfür benötigten Forschungsaufwand nicht leisten. Um Zugang zu dieser neuen Technologie, und damit zu Kostenvorteilen und Produktinnovationen bekommen zu können, benötigen kmU aber nicht nur Daten über Prozess- und Produktverhalten, sondern auch Unterstützung bei der Ausarbeitung einer zielgerichteten Regelungsstrategie zur Prozessführung und Produktentwicklung. Die geplanten Arbeiten sollen damit die Basis für die Einführung der innovativen Extrusionstechnologie aus der Kunststoff- in die Lebensmittelbranche legen. Hierzu sollen disziplinübergreifende neuartige methodische Forschungsansätze genutzt werden: die mehrstufige online- Rheometrie zur Ermittlung des viskoelastischen Stoffverhaltens als Basis zur besseren Beschreibung der Expansion und hybride wissensbasierte neuronumerische Prozessmanagementverfahren als Basis für die Modellierung, Diagnose und Prognose von Prozess- und Produktverhalten unter diesen neuen Randbedingungen. Diese Methoden liefern nicht nur Daten zur Mehrung des Wissens im Bereich der expandierenden Extrusion und erhöhen damit das Prozessverständnis, sondern reduzieren auch den Aufwand in der Prozess- und Produktentwicklung wesentlich und ermöglichen eine stabile kostensparende Prozessführung, was gerade kmU bei der Einführung dieser Technologie unterstützen wird und ihnen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil in einem globalisierten Markt sichern kann. Daneben werden durch diese Arbeiten die stark von kmU geprägten Branchen der Informationstechnologien und rheologischen Messtechniken dabei unterstützt, Zugang zu dem neuen, bislang fast unerschlossenen Markt der Extruderhersteller bzw. der Extrusionstechnik-Anwender v. a. in der Lebensmittelindustrie zu bekommen, so dass dieses disziplinübergreifende Projekt auch einen branchenübergreifenden Nutzen verspricht. Ziel des Forschungsvorhabens ist in eine experimentelle, aus Produktsicht modellhafte Beschreibung der Auswirkung technisch neu zugänglicher Extrusionsparameter (Hochgeschwindigkeitsextrusion, Drehzahlen bis zu 1.800 min-1) auf die Expansion kochextrudierter stärkebasierter Produkte und ausgewählter, durch die Expansion bedingter, konsumentenrelevanter Produkteigenschaften. Die dabei betriebene Sammlung von Informationen zum Produkt und Prozess dient zugleich der Realisierung des zweiten Ziels des Vorhabens, nämlich der Erarbeitung einer selbstlernenden, intelligenten Prozessführungsstrategie, die es ermöglichen soll, Hochgeschwindigkeitsextrusionsprozesse kosteneffizient auszulegen und stabil zu führen sowie Produkte auch aus neuen Rohstoffen zielgerichtet zu entwickeln.

mehr anzeigen weniger anzeigen

Fachgebiete

Erweiterte Suche