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Produktion von qualitativ hochwertiger Rohmilch - Rückstände von Reinigungs- und Desinfektions-Mitteln

Projekt


Förderkennzeichen: 4498
Laufzeit: 01.11.2012 - 31.01.2014
Forschungszweck: Angewandte Forschung

Problemstellung: Im Sommer 2012 führten Rückstandsfunde von Quartären Ammoniumverbindungen (QAV) auf Gemüse zu breiter angelegten Untersuchungen verschiedener Lebens- und Futtermittel in Bezug auf diese Stoffgruppe. In diesem Rahmen wurden auch Rohmilch und insbesondere Milchprodukte auf entsprechende Belastungen untersucht und es wurden zum Teil erhöhte Werte (insbesondere in den Verarbeitungserzeugnissen Butter, Käse u.a.) festgestellt. Im Bereich der Milchproduktion werden die genannten Wirkstoffe aufgrund ihrer bioziden Wirkung insbesondere im Bereich der Reinigung und Desinfektion (R/D) von Melkanlagen eingesetzt. Der Anteil der bei der Melkanlagenreinigung eingesetzten QAV-haltigen R/D-Mittel liegt bei geschätzten 5-15 %. Aufgrund der hohen Adsorptionskraft an Oberflächen sind die eingesetzten QAV schwer abspülbar, so dass an die Nachspülung behandelter Teile hohe Anforderungen gestellt werden, um ein Ausschwemmen der QAV-Rückstände mit der ermolkenen Milch zu verhindern. Das BfR kommt in einer Stellungnahme zu QAV (hier: Benzalkoniumchlorid, Schreiben vom 13.07.12) zum Ergebnis, dass auf eine deutliche Senkung der Rückstände von QAV hingearbeitet werden muss und empfiehlt die Etablierung von klaren Leitlinien und Beratungsempfehlungen für die R/D. Belastbare Daten, welches Rückstandsniveau von QAV bei guter Anwendungspraxis als unvermeidbar anzusehen sind, liegen nicht vor. Stand des Wissens: QAV werden weit verbreitet und mit verschiedenen Zielsetzungen in der Industrie eingesetzt (z.B. langkettige QAV als Wäscheweichspüler). Die wichtigsten der, bei der R/D eingesetzten, Vertreter der QAV sind: BAC (Benzalkoniumchlorid) und DDAC (Didecyldimethylbenzylammoniumchlorid). Diese zählen zu den kurzkettigen QAV. Insbesondere zu den langkettigen QAV und deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt liegen zahlreiche und umfangreiche Untersuchungen vor (z.B. Abbaubarkeit, Anreicherung in Böden). Zur Wirkung und Rückstandsverhalten von kurzkettigen QAV beim Einsatz in der Milchwirtschaft gibt es zwar einige Untersuchungen, die jedoch großteils aus den 60er- und 70er-Jahren stammen. Es werden grundsätzliche Mechanismen bezüglich des Auftretens von Rückständen nach der R/D beschrieben. Die Untersuchungen sind jedoch aufgrund der Weiterentwicklung der analytischen Methoden, der eingesetzten Materialen und in Bezug auf die aktuelle Problemstellung wenig aussagefähig. Es fehlen neuere und belastbare Untersuchungen zu Verhalten und Auswirkungen von QAV in R/D-Mitteln bzw. Rückständen bei deren Einsatz in Melkanlagen. Derzeit wird vermutet, dass die festgestellten QAV-Rückstände in Rohmilch bei der Primärproduktion anfallen, da im nachgelagerten Bereich (Transport, Molkereiverarbeitung...) mittlerweile weitgehend auf QAV-haltige R/D-Mittel verzichtet wird. Weiterhin gibt es Hinweise, dass insbesondere Regionen mit kleinstrukturierter Milchviehhaltung stärker von der Problematik betroffen sind. Bisher gibt es jedoch nur Einzeluntersuchungen von Rohmilch bzw. Milchprodukten und es stehen keine repräsentativen Monitoringdaten zum Rückstandsstatus zur Verfügung. Zielsetzung: Im Projekt werden in einem ersten Schritt (Modul 1, Jahr 2012, Finanzierung aus Mitteln des Sondervermögens der Milch- und Fettwirtschaft in Bayern) anhand eines Screenings Regionen mit erhöhten QAV-Rückständen in der Rohmilch bzw. die entsprechenden Hauptverursacher (Einzelbetriebe) identifiziert. In einem zweiten Schritt (Modul 2) sollen in Beispiels-Melkanlagen Versuche durchgeführt werden, um belastbare Aussagen zum Rückstandsniveau von QAV bei ordnungsgemäßer R/D der Melkanlage bzw. bei abweichenden Einstellungen zu erhalten. Weiterhin sollen Beratungsempfehlungen zur Vermeidung von Rückständen erarbeitet und in besonders betroffenen Milchviehbetrieben der Erfolg von einzelbetrieblichen Verbesserungsmaßnahmen zur Verminderung von QAV evaluiert werden. Um die Problemstellung im Einzelbetrieb beurteilen und Verbesserungsmaßnahmen empfehlen zu können, sollen die Berater der verschiedenen Beratungsorganisationen geschult werden.

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