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Hochdruckinaktivierung von Mikroorganismen in fetthaltigen Lebensmitteln

Projekt

Ernährung und Verbraucherschutz

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Ernährung und Verbraucherschutz


Förderkennzeichen: AiF 17463 N
Laufzeit: 01.01.2013 - 31.12.2016
Fördersumme: 249.950 Euro
Forschungszweck: Angewandte Forschung

Die Anwendung von hydrostatischem Hochdruck ermöglicht eine Reduktion des mikrobiologischen Risikos bei Lebensmitteln bei gleichzeitigem Erhalt vieler wertgebender Inhaltsstoffe, wie Farben, Aromen und Vitamine. Hierbei wirkt der hohe Druck direkt und instantan als physikalische Größe, aber auch indirekt über die adiabatische Erwärmung beim Druckaufbau. Die Wirkung von Hochdruck wird insbesondere über strukturelle Veränderungen an Makromolekülen, wie Proteinen, Lipiden oder Polysacchariden, vermittelt, die letztlich für die Inaktivierung von vegetativen Mikroorganismen und bakteriellen Endosporen verantwortlich sind. Da die Inaktivierungskinetiken von vegetativen Mikroorganismen und insbesondere von bakteriellen Endosporen jedoch nicht immer linear verlaufen, können Subpopulationen die Hochdruckbehandlung überleben. Deren Wachstum bzw. Auskeimung und Wachstum und damit Verderb und ggf. eine Toxinbildung kann durch weitere Hürden in der Prozessgestaltung (hohe Temperatur) oder Lagerung (Kälte, niedriger pH- oder aw- Wert, oder bestimmte Lebensmittelinhaltsstoffe) verhindert werden. Die Einbettung von Mikroorganismen in eine Lebensmittelmatrix hat oft protektive Wirkung im Vergleich zu wässrigen Modellsystemen. Die Inaktivierung von Mikroorganismen mittels sowohl thermischer als auch alternativer Verfahren, wie Hochdruck, kann durch die Anwesenheit von Makromolekülen wie Nahrungsfetten oder auch osmotisch aktiver Moleküle (Saccharose, NaCl) stark beeinträchtigt werden. Während es zahlreiche Untersuchungen zur HDInaktivierung vegetativer Mikroorganismen und bakterieller Endosporen in wässrigen Umgebungen (Modellsuspensionen, Fruchtsäfte, Gemüse, Fleisch) gibt, so existieren bislang nur spärliche Daten zu ölhaltigen Lebensmitteln oder Emulsionen. Zu diesen gehören jedoch viele, hinsichtlich Sensorik, Verbraucherfreundlichkeit und Wertschöpfung interessante Produkte mit eingeschränkter Haltbarkeit, wie Fleischwaren, Mayonnaisen, Salat- und Cocktailsaucen oder Convenienceprodukte. Systematische Untersuchungen zur Auswirkung von Hochdruck auf die Inaktivierung vegetativer Bakterien und Endosporen in ölhaltigen Lebensmitteln und Emulsionen fehlen bislang. Ziel des Forschungsvorhabens ist es daher, den Einfluss des Fettgehalts von Lebensmitteln auf die Hochdruckinaktivierung von Mikroorganismen zu ermitteln. Aufgrund der vorrangigen wirtschaftlichen Bedeutung stehen hierbei Milchsäurebakterien im Fokus, die auch im Kalten und bei tiefem pH wachsen und damit den Lebensmittelverderb begründen. Als Voraussetzung für eine effektive Implementierung der Hochdruckbehandlung in den Prozessablauf und die Abschätzung einer möglichen Toleranzentstehung soll der Beitrag einer molekularen Anpassung von Mikroorganismen an die Umgebungsbedingungen einem Schutzeffekt durch Lipide oder die Anlagerung an Grenzflächen gegenübergestellt werden. Des Weiteren soll gezeigt werden, in welchem Maße sich Zusammenhänge, die für vegetative Zellen gefunden wurden, auf Sporen übertragen lassen. Wirtschaftliche Bedeutung: Die Ergebnisse können sowohl von Unternehmen der Fleischwarenindustrie als auch von Herstellern von Feinkost, Suppen, Brühen und Konzentraten, Fertiggerichten, Essig und Senf, Desserts und anderen kulinarischen Produkten genutzt werden. Sie eröffnen die Möglichkeit einer Verbesserung der Produktsicherheit und -qualität fetthaltiger Lebensmittel inkl. Emulsionen, einer Erhöhung der Absatzchancen sowie der Gestaltung innovativer Produktkonzepte durch eine Hochdruckbehandlung. Durch die proaktive Entwicklung dieser Technologie können Unternehmen stringentere Hygienevorgaben erfüllen, ohne Abstriche an der Produktqualität einzuräumen. Durch eine Verlängerung der Haltbarkeit können eine höhere Planungssicherheit der Produktion erreicht und neue Absatzmärkte erschlossen werden. Durch die Verfahrensentwicklung und die Festlegung von „food safety objectives“ für die Eliminierung von sicherheitsrelevanten Leitkeimen besteht die Möglichkeit, die Hochdruckbehandlung als wettbewerbsfähiges Haltbarmachungsverfahren nutzbar zu machen. Eine Hochdruckbehandlung in der Endverpackung schließt eine Rekontamination des Produktes zuverlässig aus. Die im Rahmen des Vorhabens erarbeiteten systematischen Daten zur HD-induzierten Inaktivierung von vegetativen Mikroorganismen und bakteriellen Endosporen in fetthaltigen Lebensmitteln können den industriellen Anwendern und Behörden als Basis dienen, um hieraus die für eine Zulassung erforderlichen Tests abzuleiten und damit die Markteinführung neuer hochdruckbehandelter Lebensmittelgruppen mit hoher Wertschöpfung zu ermöglichen.

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