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Akustische Belastung von Schweinswalen

Projekt

Produktionsverfahren

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Produktionsverfahren


Förderkennzeichen: 01HS089
Laufzeit: 01.08.2008 - 31.07.2005
Forschungszweck: Angewandte Forschung

In der Fischerei der Nord- und Ostsee werden jährlich rund 10.000 Schweinswale (Phocoena phocoena) ungewollt mitgefangen und getötet, der größte Teil in der Stellnetzfischerei. In naher Zukunft ist darüber zu entscheiden, ob deshalb akustische Vergrämer (sog. Pinger) durch eine EG-Regelung gesetzlich vorgeschrieben werden, um den Beifang von Schweinswalen zu vermeiden oder zumindest zu verringern. Es ist jedoch zu befürchten, dass die Tiere dadurch erheblich belastet und unter Umständen ganz aus ihren angestammten Gebieten vertrieben werden. Ziel des geplanten Vorhaben ist deshalb zu untersuchen, ob und ggf. welche Auswirkungen akustische Belastungen für Schweinswale darstellten. Dazu werden Untersuchungen an Präparaten des Gehörapparates von tot geborgenen Tieren vorgenommen. Ein neuartiges wissenschaftliches Verfahren erlaubt die Erkennung und Zuordnung geschädigter Sinneszellen zu spezifischen Schallfrequenzen. Dies ermöglicht Rückschlüsse auf Schallquellen, die für Kleinwale eine besondere Gefährdung (bis hin zum Orientierungsverlust) darstellen. Hinsichtlich des vorgesehenen Einsatzes akustischer Vergrämer in der Fischerei wurden in dieser Studie erstmalig Innenohren von Schweinswalen aus deutschen und angrenzenden dänischen Gewässern der Nord- und Ostsee untersucht. Eine dazu geeignete post-mortem Methode zur computertomographischen und histologischen Untersuchung des Ohres wurde am FTZ in Kooperation und mit Unterstützung der Harvard Medical School, Boston, USA etabliert. Von 21 Schweinswalen wurden CT-Bilder erstellt und diese im Hinblick auf akustische Veränderungen ausgewertet. Aus Ohrkomplexen wurden histologische Präparate in Form von Schnittserien erstellt. Insgesamt umfasst der Probenumfang 28 Schweinswale, die aus deutschen und dänischen Gewässern der Nord- und Ostsee entnommen wurden. Dabei entstammen 46,4 % des Untersuchungsguts deutschen Gewässern, 53,6% kommen aus dänischen Gewässern. 71,4% der Tiere wurden aus der Ostsee geborgen, 28,6 % aus der Nordsee. Mehr als 60 % der beprobten Schweinswale (17 Tiere) waren Beifänge und stammen zu 100% aus Netzen, die ohne Pinger ausgesetzt waren. 25% (7) sind Todstrandungen, 10,7% (3) sind lebend gestrandet. Wegen des starken Rückgangs des Kabeljaubestandes in der Nordsee im Jahr 2002 war die dänische Wrackfischerei erheblich eingeschränkt worden. Deshalb konnten während des Pilotprojekts nur Beifänge aus Netzen ohne Pinger untersucht werden. Eine Einschätzung zur Auswirkung der Pinger auf die Innenohrmorphologie ist somit bisher nicht möglich. Wichtige Grunddaten zur generellen Morphologie der Innen- und Mittelohren bei Schweinswalen konnten erfasst werden. Bei keinem der bisher untersuchten Tiere wurden intravitale Atrophien von Sinneszellen des Corti-Organs nachgewiesen. Darüber hinaus wurden verschiedene intravitale Veränderungen gefunden, wie z.B. parasitäre Infestationen, entzündliche Reaktionen, die einander bedingen können, deren Verlauf aber noch nicht geklärt ist. Inwiefern der Parasitenbefall die Hörfähigkeit einschränkt, ist unklar. Auch andere dokumentierte Veränderungen am akustischen Fett des Unterkiefers, reduzierter Hörnerv, Weichgewebseinlagerungen sollten durch weiterführende Untersuchungen eines größeren Stichprobenumfangs analysiert werden.

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