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Indikatoren einer tiergerechten Mastputenhaltung in der Aufzuchtphase
Projekt
Förderkennzeichen: 2810HS007
Laufzeit: 01.05.2010
- 31.07.2012
Fördersumme: 66.699 Euro
Forschungszweck: Angewandte Forschung
Weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene liegen bisher spezifische Rechtsvorschriften für das Halten von Puten während der Aufzuchtphase vor. In Deutschland wurden auf der Grundlage bundeseinheitlicher Eckwerte auf Landesebene freiwillige Vereinbarungen zwischen den zuständigen Behörden sowie den Geflügelwirtschaftsverbänden geschlossen, die sich allgemein auf die Haltungsbedingungen von Mastputen beziehen, ohne die für eine tiergerechte Putenaufzucht notwendigen Rahmenbedingungen näher zu charakterisieren. Aktuelle Untersuchungen deuten darauf hin, dass bei Mastputen bereits während der Aufzuchtphase gesundheitliche Probleme evident sind, die sich auf die Situation während der Mastphase auswirken können. Zur nachhaltigen Verbesserung des Tierschutzniveaus in der Mastputenhaltung besteht daher Bedarf an wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Frage der Indikatoren einer tiergerechten Mastputenaufzucht. Die Bearbeitung der Problemstellung erfordert in Mastputen-Aufzuchtbeständen systematische Erhebungen sowie deren statistische Analyse.
Ziel der Studie war es, den Einfluss der Haltung während der Aufzuchtphase auf die Tiergesundheit von Puten zu untersuchen. Insbesondere sollte analysiert werden, inwieweit sich Indikatoren einer tiergerechten Haltung bereits in der Aufzuchtphase am lebenden Tier erkennen und ermitteln lassen und welche Ursachen den als tierschutzrelevant eingestuften Merkmalen zu Grunde liegen.
Tiere, Material und Methoden
Die Datenerhebungen fanden in insgesamt 24 Mastputenbeständen in sieben Bundesländern statt. Es wurden dabei u.a. neben der Erhebung von Betriebs- und Tierdaten bzw. bestimmter gemessener Parameter, 5.531 schnabelbehandelte British United Turkeys 6 (BUT 6) Mastputen (3.131 Hähne, 2.400 Hennen) adspektorisch und palpatorisch untersucht.
Ergebnisse
Bereits in den ersten Lebenstagen konnten bei den Küken erste Veränderungen an den Fußballen gesehen werden, deren Prävalenz und Ausprägungsgrad sich bis zur Folgeuntersuchung im Alter von 22-35 Tagen progressiv entwickelte. Hierbei zeigten 63,3 % der untersuchten Puten Veränderungen an den Fußballen, wie Hyperkeratose (17,4 %, Kategorie 1), hochgradige Hyperkeratose mit Schmutzanhaftungen, die nicht ohne
Substanzverlust abzulösen waren (33,6 %, Kategorie 2) und Epithelnekrose (12,3 %, Kategorie 3). Unter Berücksichtigung von Literaturangaben sowie eigener experimenteller Befunde, wonach bereits Teilbereiche mit einer Feuchtigkeit von 30 % ausreichten, um Ballenveränderungen bei Putenküken hervorzurufen, müssen die bestandsübergreifend in vielen Betrieben ermittelten Substratfeuchtigkeiten von z.T. deutlich > 30 % als bedenklich angesehen werden. Die Chance auf eine bessere Fußgesundheit verringerte sich statistisch
(p < 0,001), wenn die Besatzdichte um eine Einheit (1 kg/m2) zunahm. Gleiches gilt für die Aufzuchtform, so stieg die Chance für Puten bei ringfreier Aufzucht für eine bessere Fußgesundheit signifikant (p < 0,05) an. Während bei der klassischen Ringaufzucht von den untersuchten Betrieben durchschnittlich 27,1 Tiere/m2 bis zur Ausringung eingestallt wurden, ergab sich für die Großring- bzw. ringfreie Aufzucht eine gemittelte Tierzahl von 14,4 pro m2 nutzbarer Stallfläche bis zur Freigabe der Versorgungsgänge.
Zusammenfassung
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie unterstützen die Anforderung an eine tiergerechte Mastputenhaltung besonders für den Abschnitt der Aufzuchtphase. Stalleinrichtung, Einstreusubstrat und Bestandsmanagement müssen bereits in den ersten Lebenswochen der Puten so aufeinander abgestimmt werden, dass die Bildung von Stallbodenflächen mit dauerhaften Substratfeuchten von 30 % oder höher wirkungsvoll verhindert wird, um so die Prävalenz von Kontaktdermatitiden im Bereich der Fußballen minimieren zu können.
Indikatoren einer tiergerechten Mastputenhaltung können in der Aufzuchtphase u.a. eine geringe Mortalitätsrate (< 3,5 %) und eine gute Fußballengesundheit der Tiere sein, wobei lediglich geringgradige Hyperkeratosen (Kategorie 1) toleriert werden können. Für die Besatzdichte, Aufzuchtform, Stalltemperatur, Einstreusubstrat und -feuchte gilt es, beste Bedingungen bereits in der Aufzuchtphase zu schaffen und das Haltungsmanagement und die Haltungsbedingungen zu optimieren. Schulungsmaßnahmen von mit der Putenaufzucht betrautem Personal zur Erkennung von Fußballenveränderungen und Ergreifung von geeigneten Gegenmaßnahmen könnte bei mehrmaligem Auftreten von Fußballenveränderungen ab der Kategorie 2 angeraten werden.
Die im Rahmen der vorliegenden Studie gewonnenen Erkenntnisse sollten daher explizit in die zum Zeitpunkt der Berichterstellung in Überarbeitung befindlichen 'Bundeseinheitlichen Eckwerten für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen' Eingang finden.
Schlagworte: Tierwohl
Abschnittsübersicht
Fachgebiete
- Tierhaltung
- Tiergesundheit
Rahmenprogramm
Förderprogramm
Ausführende Einrichtung
Lehrstuhl für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung