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Untersuchungen zur Bildung unerwünschter Trübungspartikel in Bier und deren Verzögerung durch technologische Maßnahmen

Projekt

Ernährung und Verbraucherschutz

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Ernährung und Verbraucherschutz


Förderkennzeichen: AiF 16463 N
Laufzeit: 01.01.2010 - 31.12.2012
Fördersumme: 282.000 Euro
Forschungszweck: Angewandte Forschung

Brauereien sehen sich infolge der Globalisierung der Märkte mit dem Problem konfrontiert, über einen langen Zeitraum Stabilität und Produktqualität zu garantieren. Kommt es im Laufe der Lagerung von Bieren zu einer unerwünschten Trübung, so wird das Erzeugnis vom Verbraucher schnell als ungenießbar eingestuft. Es handelt sich dabei allerdings meist nicht um eine gesundheitlich bedenkliche Trübung, die auf den mikrobiellen Verderb des Lebensmittels zurückzuführen ist, sondern um einen kolloidalen Niederschlag aus biereigenen Inhaltsstoffen. Eine mögliche Ursache für nicht-biologische Trübungserscheinungen kann in der Bildung von Calciumoxalat oder dem Eintrag von Kieselgur während des Filtrationsprozesses begründet sein. Diese Probleme sind allerdings weitgehend technologisch beherrschbar. Darüber hinaus ist die Trübungsbildung, die aus der Komplexbildung trübungsaktiver Polyphenole und Proteinfraktionen unter Beteiligung von Kohlenhydraten und Metallionen entsteht, hervorzuheben. Um die vom Verbraucher gewünschte Glanzfeinheit über einen möglichst langen Zeitraum zu erhalten, ist es erforderlich, die trübungsaktiven Proteine und/oder Polyphenole durch brauereitechnologische Maßnahmen im Brauprozess unter Verwendung von Stabilisierungsmitteln zu entfernen (Nylon 66, PVPP, Silicagel, Bentonit). Grundsätzlich wird bei der chemisch-physikalischen Trübungsbildung zwischen einer reversiblen Kältetrübung und einer irreversiblen Dauertrübung unterschieden. Die Kältetrübung entsteht bei Temperaturen zwischen -2 °C und +5 °C und löst sich beim Erwärmen rückstandslos auf. Im Gegensatz dazu klaren Biere, die eine irreversible Trübung enthalten, auch bei Raumtemperatur nicht mehr auf. Im Verlauf der Lagerung eines Bieres nimmt die Kältetrübung zu, wobei nach einiger Zeit das lösliche Trübungsprodukt in eine unlösliche Dauertrübung übergeht. Obwohl auf diesem Gebiet bereits intensiv geforscht wurde, konnte bis zum heutigen Zeitpunkt kein Mechanismus vorgestellt werden, der die komplexen Reaktionsmechanismen dieser Trübungsbildung umfassend erläutert. Es wurden jedoch mehrfach Theorien entwickelt, die mit Hilfe von Modellen versuchen, die Bildung der reversiblen Kältetrübung und ihren Übergang zur irreversiblen Trübung zu erklären. Dazu gehören die Arbeiten von CHAPON im Hinblick auf eine Gleichgewichtsreaktion von Proteinen und Tanninen, die Arbeiten von HASLAM zur Beteiligung der Proanthocyandine und die „AktivieAiF 16463 N 2 rung“ der Polyphenole durch Bildung reaktiver ortho-Chinone nach WACKERBAUER und ANGER. KANEDA et. al. postulierten 1990 die Beteiligung von freien Radikalen an der reversiblen Trübungsbildung über den Fenton- bzw. Haber- Weiss-Reaktionsmechanismus. Die dabei generierten reaktiven Hydroxylradikale attackieren Proanthocyanidine und führen direkt oder indirekt zu den entsprechenden Oxidationsprodukten. Die dann entstehenden Oxidationsprodukte bilden zusammen mit den im Bier vorhandenen Proteinen eine reversible Trübung. Als Ausgangssubstanzen der Kältetrübung sind neben der Polyphenol- und Proteinfraktion auch Kohlenhydrate und Metallionen identifiziert worden. Neben dem hauptsächlich aus dem Brauwasser stammenden Calcium konnte eine Anreicherung der im Bier vorhandenen Übergangsmetalle, in der Hauptsache Eisen und Kupfer, nachgewiesen werden. Ihre große Affinität zu den Polyphenolen bzw. Anthocyanidinen ist allgemein bekannt. Untersuchungen von FREDERIKSEN zeigen jedoch, dass Fe2+ nur dann die Trübungsbildung beeinflusst, wenn es nachträglich der Würze hinzugefügt wird, wesentlich ausgelöst durch die weit verbreitete Kieselgurfiltration vor der Abfüllung. Neben ihren Eigenschaften als Komplexbildner spielen die Übergangsmetalle oft als Katalysator bei Redox-Reaktionen eine wichtige Rolle. Durch eigene Vorversuche der Forschungsstelle 1, bei denen die Entwicklung des endogenen antioxidativen Potentials (EAP-Wert) im Bier im Verlauf einer forcierten Alterung der Trübungsbildung im Bier gegenübergestellt wurde, konnte in ersten Versuchsreihen nachgewiesen werden, dass die reversible und irreversible Trübungsbildung in stabilisierten Bieren erst nach dem Verbrauch des EAP eintritt. In der Trübung konnten durch eigene ESR-Vorversuche stabilisierte organische Radikale und Eisen(III)- Ionen nachgewiesen werden. Es kommt also zu einer Anreicherung von stabilen organischen Radikalen und Eisen(III)-Ionen in der Biertrübung, was erkennen lässt, dass das Fenton Reaktionsprodukt Fe3+ im Gegensatz zu Fe2+ zur Trübungsbildung führt. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, mithilfe der in Vorversuchen gewonnenen Erkenntnisse die vorliegenden Reaktionsmechanismen bei der Trübungsbildung weitergehend aufzuklären und die gewonnenen Erkenntnisse brauereitechnologisch umzusetzen, um die kolloidale Bierstabilität zu verbessern.

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Fachgebiete

Ausführende Einrichtung

Fachgebiet Brauwesen

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